Weshalb ich Bioprodukte nutze!

Immer wieder bin ich in Situationen, in denen jemand meint mir mitteilen zu müssen, dass „Bio“ nur Abzocke ist.  Bioprodukte seien auch nicht besser als Konventionelle. Deshalb möchte ich nun dieses Thema  aufgreifen und die mir wichtigen Argumente zusammen tragen. In meinen Ausführungen klammere ich die Tierprodukte aus, denn unter „Warum rein pflanzlich!“ erfährst Du mehr.

 

Wie in jedem anderen Lebensbereich, taucht auch in der  Biobranche mal das eine oder andere „Schwarze Schaf“ auf. Das ist mir völlig klar. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass Bio trotzdem die bessere Wahl ist!

 

Mir geht es um Risikominimierung, Umweltschutz und Ethik, in jeder Hinsicht! Diese Themen beschreibe ich gleich noch näher.

 

Wenn ich von Bioprodukten spreche, dann meine ich nicht die aus Übersee heran gekarrten,  von EU-Richtlinien verwässerten, in Unmengen Plastik verpackten Produkte, die in riesigen Discountern zu erstehen sind. Nein, ich spreche von möglichst regionalen, saisonalen und unverpackten „Lebens“-mitteln, die ich frisch auf dem Wochenmarkt, im Biofachgeschäft oder im Reformhaus kaufe.

Und es geht mir hierbei vorrangig um die großen Mengen der Grundversorgung, nicht  um die Banane, Orange oder Ananas, die es auch bei mir zu Hause gibt.

 

Gern kommt der Einwand, dass nicht jeder einen Markt vor der Tür hat oder genug Geld verdient, um sich Bioprodukte leisten zu können. Da fällt mir dann gern das Argument ein:  

„Wer etwas will, sucht Lösungen, wer etwas nicht will, sucht Gründe.“

 

Als kleine Gedanken-Anstupser dazu, nenne ich nur mal die Bio-Gemüsekiste, den Hofladen in der Nähe, den Eigenanbau oder die kleine Einkaufskooperative. Das Meiden von Fertigprodukten und das Zubereiten von Gerichten aus frischem Gemüse und Obst ist nicht nur preiswerter sondern auch gesünder! Ja, und zur Not ist auch das Bioprodukt aus dem Drogerie- oder Supermarkt eine Lösung.

Zahle ich für hochwertige Produkte einen angemessenen Preis, plane ich besser und überlege zweimal, ob ich Reste einfach wegwerfe.

 

Produkte mit deutschem und EU-Biosiegel erfüllen Mindeststandards. Deutlich höhere Maßstäbe sind bei Produkten von Anbauverbänden wie Demeter, Bioland, Naturland usw. angesetzt. Diese werden auch regelmäßig kontrolliert. Für mich die 1.Wahl!

 

Gentechnik und chemische Produkte

Gentechnik und der Einsatz von chemisch-synthetischem Dünger, Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden ist in der biologischen Pflanzenproduktion verboten. Organische Nährstoffe und Mischkulturen stärken die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen auf natürliche Weise.

 

Die starke Lobbyarbeit der Konzerne beeinflusst Politik, oft auch Medien und lässt Gentechnik und Chemieeinsatz harmlos aussehen. Dabei zeigen bereits Studien, dass ihr Einsatz eben doch negative Folgen hat! Neben gesundheitlichen Auswirkungen geht es um ein massives Insektensterben oder langfristig ausgelaugte und unfruchtbare Böden. 

Es gibt inzwischen etliche wissenschaftliche Publikationen, die aufzeigen, dass der Unkrautvernichter Glyphosat das Erbgut in den Zellen schädigt und somit ein Auslöser für eine Krebserkrankung darstellt. So lässt sich heute im Urin bei fast jedem Menschen Glyphosat nachweisen!

Der Einsatz von Glyphosat hat komplexe Auswirkungen auf die Biodiversität und damit auf unser Ökosystem. Wildpflanzen werden durch seinen Einsatz nahezu vollständig vernichtet, was fatale Folgen hat. Einer vernichteten Wildpflanzenart folgen 10-12 Insektenarten! Das erschwert nicht nur eine natürliche Schädlingsbekämpfung, sondern auch das Bestäuben von Blütenpflanzen und hat letztendlich erhebliche Auswirkungen auf notwendige und sichere Ernteerträge.

Ist das Ökosystem durch den Chemieeinsatz erst einmal zerstört, werden Landwirte immer abhängiger von Großkonzernen mit Gentechnik & Co. Ein Umstieg auf eine ökologische und damit nachhaltige Anbaualternative wird somit immer schwieriger.

 

Weltweit ist zu beobachten, dass eine konventionelle Agrarproduktion enormen Einfluss auf die Gewässerqualität hat. Nicht nur nahe gelegene Seen und Flüsse sind nitratbelastet, sondern inzwischen auch die Meere. Synthetische Düngemittel aus der Pflanzen- und Tierfutterproduktion und Unmengen von Gülle aus der Massentierhaltung lassen die Nitratwerte im Grundwasser immer höher steigen und erschweren in Deutschland zunehmend die Sicherstellung sauberen Trinkwassers. Vermehrte Nitratwerte im Körper wandeln sich in Nitrit. Nitrit ist giftig und an der Bildung krebserregender Nitrosamine beteiligt. Eine Nitritvergiftung ist besonders für Säuglinge lebensgefährlich!

 

Gelegentlich sind auch Bioprodukte durch unerlaubte Hilfsstoffe belastet, dann aber eher im Spurenbereich. Dies ist durch eine Abdrift von konventionellen Nachbarfeldern oder durch belastete Materialien an Verarbeitungsmaschinen und Verpackungen zu erklären.

 

Aber trotzdem sichert uns nur ein konsequenter Biolandbau langfristig eine gesunde Ernährung und erhält uns die Artenvielfalt. Der konventionelle Landbau tut genau das Gegenteil, macht uns krank und vernichtet Leben!

 

Nährwert und Inhaltstoffe

Vergleiche von konventionell und biologisch angebautem Obst und Gemüse zeigen, dass Bio nicht nur weniger belastet ist, sondern auch gleichzeitig einen höheren Nährwert hat! Das schnelle Wachstum im konventionellen Anbau beschert dem Bauer zwar große und perfekt aussehende Früchte denen es aber oft an ausreichend gesunden Nährstoffen und Antioxidantien fehlt. Dafür weisen sie häufig einen Chemiecocktail auf, von dem man bis heute nicht sicher sagen kann, wie sich die Mehrfachbelastungen auf unsere Gesundheit auswirken.

 

 

Die rasch hochgezogenen Pflanzen im konventionellen Anbau werden direkt mit der Chemiekeule zum Schutz vor Insekten- und Pilzbefall bearbeitet. Pflanzen im Biolandbau hingegen sind genau wie Wildpflanzen gezwungen einen eigenen Schutzmechanismus aufzubauen. So bilden sie z.B. deutlich mehr Vitamine, Antioxidantien, Polyphenole und Bitterstoffe, um widerstandsfähiger zu werden und sich vor Pilzinfektionen und Fressfeinden zu schützen. Aber genau diese Pflanzeninhaltstoffe brauchen wir, um gesund zu bleiben!

Durch meine Ausbildung und die ganzheitliche Betrachtung weiß ich, dass viele unserer Zivilisationskrankheiten durch einen Nährstoff- und Vitaminmangel entstehen. Dem können wir durch frische Biopflanzen, kurze Transport- und Lagerzeiten und die richtige Verarbeitung deutlich entgegenwirken.

 

Es ist ein Trugschluss zu glauben man könne Geld sparen wenn man konventionell kauft, anstatt sich für die teureren Bioprodukte zu entscheiden. Am Ende geben Menschen oftmals jede Menge Geld für Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente aus.

 

Geschmack 

Ohne zu wissen ob sie biologische oder konventionelle Produkte aßen, gaben Testpersonen an, dass Ihnen Bioprodukte besser schmecken. Früchte waren häufig nicht so wässrig und wiesen deutlich mehr Aroma auf.

Über Geschmack lässt sich sicher streiten. Aber mach doch vielleicht zusammen mit ein paar Freunden selbst den Versuch!

 

Bodenfruchtbarkeit 

Bodenproben weisen nach, dass biologisch bewirtschaftete Böden meist mehr Nährstoffe enthalten und das Bodenleben vielfältiger ist. Nur mit einem fruchtbaren und stabilen Bodenzustand lässt sich dauerhaft gesundes, vitalstoffreiches Obst und Gemüse herstellen.

Immer wieder höre oder lese ich von Bauern auf der ganzen Welt, dass ihre Ernten trotz „hochwertiger Genpflanzen“, bei immer höherem Einsatz von Ackergiften, stetig sinken. Sie sind inzwischen so abhängig von den Konzernen, dass sie aus dieser Falle selbst nicht mehr heraus kommen. Diesbezüglich sind in einigen Ländern die Selbstmordraten dramatisch!

In Amerika wurde bereits Farmland aufgegeben, weil einige Sorten von Fuchsschwanzgewächsen eine Resistenz gegen Herbizide entwickelt und sich rasant vermehrt haben, sodass den Kulturpflanzen daneben kein Raum bleibt. Nur mit hohem Aufwand per Hand oder Maschine kann man ihnen zu Leibe rücken. Kosten steigen dadurch um fast 500 Prozent, so dass die Produkte nicht mehr marktfähig sind.

 

Immer wieder kommen Argumente, dass die Flächen nicht ausreichen würden, um alle Menschen nur mit Bioprodukten satt zu bekommen. Dem muss ich widersprechen, denn inzwischen ist nachgewiesen, dass Bioanbauflächen ähnlich ertragreich sind wie konventionelle, dies aber ohne die ganzen Nachteile. Nach einer Umstellung von Konventionell auf Bio braucht ein Boden zwar viele Jahre bis er sich regeneriert und sich ein gesundes Bodenleben eingestellt hat, aber langfristig hat der Biolandbau die Nase vorn!

 

kleinbäuerliche Strukturen und Sortenvielfalt

Große konventionelle Agrarunternehmen arbeiten auf riesigen Flächen mit speziellen Maschinen. Sie optimieren den Anbau immer weiter mit nur wenigen ausgewählten Sorten, die leicht zu händeln sind und große Erträge versprechen.

Nur die kleinbäuerlichen Strukturen, wie sie in den meisten Biobetrieben üblich sind können das Verschwinden der Sortenvielfalt noch verhindern. Hier lohnt es sich eben noch schmackhafte und seltene Sorten anzubauen, die nicht von Maschinen geerntet werden können und die einen vorsichtigen Umgang zwingend erforderlich machen.

Ich bin nicht gegen Fortschritt, aber nur der Biolandbau erhält Arbeitsplätze und Sortenvielfalt.

 

Ethik

Politiker lassen zu,  dass weltweit agierende Agrarkonzerne sich immer mehr Flächen aneignen. Eine Holzmafia rodet dafür riesige Waldflächen - unsere wichtigsten Sauerstofflieferanten. Menschen werden enteignet oder gewaltsam vertrieben. Unter fadenscheinigen Vorwänden nimmt man Ihnen das angestammte Land und macht ihnen weiß, dass sie dankbar sein können, für die Konzerne zu arbeiten. Dort schuften sie oft für Hungerlöhne und die großflächig ausgebrachten Chemikalien ruinieren ihre Gesundheit und die ihrer Familien.

Den Konzernen geht es nicht um die Menschen, die Nahrungsmittel oder die Umwelt, sondern nur um den eigenen Profit!

 

 

Der Konsum von Bioprodukten ist für mich nicht nur eine gesundheitliche und ethische, sondern unbedingt auch eine  politische Entscheidung!

Der Ökolandbau löst sicher nicht sämtliche Probleme der Welt, ist aber ein guter Anfang.

 

Beginne direkt mit Deinen eigenen Handlungen, wenn Du Dir positive Veränderung wünscht! Informiere Dich über die vielen gesundheitlichen Aspekte, die Anbaumethoden oder den Umgang mit Mensch und Tier.   Ändere sofort die Dinge, die dich stören! Tu es für Dich und die künftigen Generationen! 

Immer wenn Du Dein eigenes Geld ausgibst, solltest Du Dir die Frage stellen, was Du damit unterstützen möchtest und wer Dein Geld auf gar keinen Fall bekommen sollte - also der Kleinbauer der ressourcenschonend arbeitet und gesunde Lebensmittel anbietet oder Agrarbetriebe und Großkonzerne, denen es nur um Gewinnmaximierung geht. 

Du wirst auch feststellen, dass es nicht nur Freude macht sich mit diesen Themen auseinander zusetzten, sondern es bringt Dir auch ein gutes Lebensgefühl.

 

Jeder noch so kleine Beitrag ist ein Schritt in eine lebenswerte Zukunft! 

 

Antje Sellmer :-)