Vom Nutzen der Wildpflanzen


Die ersten Menschen haben sich fast ausschließlich von Wildpflanzen ernährt. Erst als sie sesshaft wurden, hat man begonnen Pflanzen zu kultivieren. Sämtliche Kulturpflanzen, die heute gezüchtet, geerntet und verkauft werden, haben ihren Ursprung in Wildpflanzen.

Bei der Kultivierung wird meist auf Ertrag und Geschmack geachtet, dabei bleiben aber die wichtigsten Vitalstoffe oft auf der Strecke. So überrascht es nicht, dass viele Wildpflanzen weit mehr Vitamine, Mineralstoffe und andere Vitalstoffe bieten als Kulturpflanzen.

Hier sind nur ein paar interessante Beispiele, wie Wildpflanzen weit mehr Vitalstoffe liefern können als die nährstoffreichsten Kulturpflanzen:

 

  • Der Giersch liefert mehr als doppelt so viel Vitamin C wie der Blumenkohl. (201 mg im Vergleich zu 73 mg je 100 g)
  • Die Große Brennnessel enthält mit 5,9 g je 100 g mehr Eiweiß als der Rosenkohl ( 2,8 g /100 g) als einer der besten Eiweißlieferanten unter den Gemüsesorten.
  • Spinat ist berühmt für seinen hohen Eisenanteil, dabei beinhaltet die Vogelmiere mehr als doppelt so viel Eisen (8,4 mg im Vergleich zu 4,1 mg je 100 g)

 

Wildpflanzen enthalten meist auch mehr Chlorophyll als Kulturgemüse. Die verschiedenen organischen Verbindungen, die unter diesen Sammelbegriff fallen, sorgen für die grüne Farbe der Pflanzen und sind entscheidend bei der Photosynthese, also der Energieumwandlung mit Hilfe des Sonnenlichts. Das Chlorophyll ist in seiner Struktur dem Hämoglobin in unserem Blut sehr ähnlich. Es unterstützt die Blutbildung und wirkt  antibakteriell, antikarzinogen und antioxidativ.

Pflanzen sind hochkomplexe Gebilde und neben der Vielfalt von Mineralien und Vitaminen erzeugen sie oft hunderte komplexe, organische Verbindungen. Viele davon zählen zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, welche nicht direkt lebensnotwendig für die Pflanzen sind. Sie sind verantwortlich für den Schutz vor spezifischen Umweltfaktoren wie UV-Strahlung und Parasiten oder auch das Anlocken von Bestäubern.

Viele dieser sekundären Pflanzenstoffe wurden über die Jahre aus Kulturpflanzen herausgezüchtet. In manchen Fällen ist das auch durchaus sinnvoll, denn einige Pflanzen werden so überhaupt erst genießbar. Es gibt aber auch Beispiele von sekundären Pflanzenstoffen, die des besseren Geschmacks wegen herausgezüchtet wurden. So fehlen vielen Kulturpflanzen verdauungsfördernde Bitterstoffe, welche in Wildpflanzen zur Genüge vorhanden sind.

Es gibt schätzungsweise 4.000 sekundäre Pflanzenstoffe, von denen viele noch nicht detailliert erforscht sind. Wenn du deinem Körper eine wirkliche Vielfalt an Nährstoffen und Geschmack bieten möchtest, dann sind Wildpflanzen oft die beste Quelle dafür.

 

Heilen mit Wildpflanzen

Gerade diese vielfältigen, sekundären Pflanzenstoffe und ihre unterschiedlichen Wirkungsweisen bilden die Basis für alte Heiltraditionen in allen menschlichen Kulturräumen. Die Pflanzenheilkunde ist in allen Regionen und Kulturen dieser Welt bekannt und beruht auf in Jahrtausenden gesammelten Erfahrungen. So wurden und werden Pflanzen bei vielen gesundheitlichen Problemen erfolgreich eingesetzt. Egal ob es die Medizinmänner und -Frauen der afrikanischen, amerikanischen und australischen Ureinwohner, Anwender traditioneller chinesischer Medizin oder des Ayurvedas sind.

 

Bio-Qualität

Wenn wir Lebensmittel einkaufen oder selbst züchten, achten wir meist auf schadstofffreien oder zumindest schadstoffarmen Anbau, also den Verzicht auf künstliche Dünger und Pflanzenschutzmittel.

Bei Wildpflanzen aus Wald und Wiese kann uns niemand die Garantie geben, dass keine künstlichen Chemikalen in den Pflanzen sind. Umwelteinflüsse belasten auch Wildpflanzen. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Belastung durch chemische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel fast immer geringer als bei Handelsware. Möglichst unbelastete Sammelgebiete sind natürlich Vorzug zu geben.

 

 

Kostenlose Ernte

Wildpflanzen sind kostenlos und vielerorts in großer Fülle zu ernten. In heimischen Gärten sprießen Giersch, Brennnessel und Vogelmiere. An Wegrändern begegnen Dir Pflanzen wie der Spitzwegerich, Gundermann und Gänseblümchen. Man braucht nicht lange zu suchen und findet schnell hunderte verschiedene Pflanzen, von denen viele auch in die eigene Ernährung einfließen können.

 

Bewegung und frische Luft

Natürlich braucht das Suchen, Bestimmen, Ernten, Trocknen und Zubereiten von Wildpflanzen Zeit. Aber seien wir ehrlich! Die Bewegung an frischer Luft und das Erforschen unserer Umwelt ist viel gesünder für Körper und Geist, als das Herumgeirre in schlecht belüfteten, grell beleuchteten Einkaufszentren voller Regale mit Werbung und Plastikverpackungen.