Hast Du folgende Situation schon einmal erlebt?
Du gehst einen Weg, den Du schon viele Male regelmäßig gegangen bist und am Ziel fällt Dir auf, dass Du garnicht mehr weißt, was zwischendurch war bzw. wie Du dort hin gekommen bist. Du bist einfach gegangen ohne darüber nachzudenken wohin der Weg führt, weil Du Ihn ja schon kennst. Alles lief irgendwie automatisch ab und Du brauchtest keine Gedanken an die Richtung verschwenden. Deine Gedanken waren frei für die Gegenwart. Du musstest nicht an die Zukunft, also das Ziel denken und hast auch die Vergangenheit beiseite geschoben. Du nimmst einfach nur den Augenblick wahr, was Dich umgibt, wie Du dich fühlst, ob Dir die Sonne ins Gesicht scheint oder Du kalte Hände vom eisigen Wind hast. Für mich ist das Meditation im Gehen!
Das funktioniert ziemlich gut, wenn man allein unterwegs ist, aber auch wenn Du mit einer Gruppe in bergigem Gebiet wanderst und Dich auf den schmalen Pfad oder schwierigen Untergrund konzentrieren musst. Die Konzentration auf den Weg zwingt dich in die Gegenwart. Oder der steile Aufstieg, der Dir die Luft nimmt, lässt Dich ziemlich stark das hier und jetzt spüren. Du sammelst Deine Kräfte und spürst auch manchmal den Schmerz in den Waden. Bist Du am Gipfel angekommen ist es das pure Glück über die Erleichterung, den Blick über das Tal, die Freude darüber, dass Du nicht aufgegeben hast.
Beim Wandern sind wir intensiver als bei vielen anderen Tätigkeiten mit unseren eigenen Gefühlen und Empfindungen beschäftigt. Wir können Ihnen auch nicht so leicht ausweichen.
Genau dieses Ausweichen ist oft auch das Problem im Alltag. Wir weichen unseren Gefühlen viel zu häufig aus, lassen sie nicht zu und verdrängen sie lieber. Der Eine tut das mit übermäßigem Essen oder Alkoholkonsum, der Nächste mit Zigaretten, Andere wieder mit Computerspielen. Hauptsache ablenken und das Problem beiseite schieben! Innere Konflikte werden nicht wirklich gelöst und stauen sich durchaus zu seelischen Problemen auf.
Durch die Bewegung beim Wandern verändern sich auch die chemischen Vorgänge in unserem Gehirn und Situationen werden anders wahrgenommen. Es entsteht viel leichter eine positive Grundstimmung. Glückshormone werden ausgeschüttet und selbst Schmerzen werden anders wahrgenommen.
Das Wandern mit dem Partner hat auch den großen Vorteil, das Ihr sehr viel Zeit für intensive Gespräche und wenig Ablenkung habt. Durch gemeinsame Erlebnisse wird die Bindung gefestigt und Beziehungsprobleme können vermieden werden.
Ich will damit aufzeigen, dass das Wandern ein Schlüssel sein kann, um die Heilung depressiver Erkrankungen zu begünstigen bzw. diese gar zu vermeiden.
Stärker als wir glauben hilft uns die Natur, mit ihrer Schönheit, mit ihrer Abwechslung, ihrer Wildheit und auch mit ihrer Sanftmut seelisch im Gleichgewicht zu bleiben. Die Bäume in den Wäldern verströmen ätherische Öle und wirken so auf sanfte Art beruhigend. Der Wind am Meer wirkt frisch und belebend und der Blick von hohen Gipfeln schenkt Dir eine gewisse Leichtigkeit.
Spazieren gehen ist das langsame, gemütliche Gehen. Gewandert wird in der Regel über einen längeren Zeitraum von mehreren Stunden oder manchmal auch Tagen. Je nach Tagesverfassung oder Streckenschwierigkeit ist die Geschwindigkeit unterschiedlich.
Bequeme Schuhe sowie lockere, witterungsangepasste Kleidung machen eine Wanderung deutlich angenehmer.
Fast jeder kann mit dem Wandern beginnen und in seinem Tempo und nach seinen Möglichkeiten starten. Dazu muss man oft nicht mal so weit von der Heimat entfernt sein. Fast in jeder Region Deutschlands gibt es ausgewiesene Wanderwege.
Frisches Wasser und ein Stück Obst eingesteckt, Tagesrucksack aufgesetzt und los geht es! Realistische Entfernungen und ausreichend Pausen eingeplant, überfordern niemanden und machen Lust auf neue und weitere Strecken.
Wer regelmäßig wandert stärkt seine Muskulatur, den gesamten Stützapparat und trainiert Herz-Kreislauf. Die Stärkung des Immunsystems, die Anregung des Stoffwechsels sowie eine gesteigerte Fettverbrennung zählen zu den weiteren Vorteilen des Wanderns.
Übergewicht und Diabetes gehören zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten. Betroffenen fällt es oft schwer regelmäßig Sport zu treiben. Durch die langanhaltende Bewegung beim Wandern wird der Insulinspiegel wunderbar reguliert, ohne das sich jemand überfordert.
Eine gleichmäßige und tiefe Atmung wirkt dem Stress des Alltags entgegen und reduziert auf diese Weise die Anfälligkeit für Krankheiten.
Wandern hält also jung, kann uns vor Krankheiten und Verletzungen schützen und verbessert die Laune!
Oder gibt es da vielleicht noch etwas?
Ich denke ja! Denn nur wer die Natur kennt, wird sie schätzen und lieben lernen und beginnen sie zu schützen.
Egal an welchem Ort auf der Welt Du wanderst, ob vor Deiner Haustür im Harz oder in den Alpen, Du kannst immer Neues entdecken. Mach Dir bewusst, wie fragil dieser Schatz ist, informiere Dich vor Ort über die Natur, die Pflanzen, die Tiere und beginne Dich gegen Ihre Zerstörung zu wehren. Oft braucht es nur kleine Veränderungen im eigenen Alltag, damit negative Auswirkungen auf die Natur und Umwelt so gering wie möglich bleiben.